Bollinger Bands

Das Bollinger Band ist eines der ältesten und weitverbreitetsten Tools für eine technische Chartanalyse. Wie genau Bollinger Bänder (oder englisch Bollinger Bands) funktionieren und wofür diese gut sind, erläutern wir Ihnen im folgenden Artikel möglichst einfach und verständlich.

Die Bollinger Bands sind ein Tool zur technischen Chartanalyse und basieren auf einem gleitenden Durchschnitt (moving average) sowie der aktuellen Volatilität. Somit sind sie nicht fest, sondern liegen dynamisch über und unter dem gleitenden Durchschnitt.

Wie funktionieren Bollinger Bänder?

Ein Bollinger Band sieht man selten allein, denn sie werden in aller Regel mit einem gleitenden Durchschnitt zusammen angezeigt. Häufig wird dazu ein gleitender Durchschnitt über 20 Kerzen (SMA 20) über den Chart gelegt.

Dieser Durchschnitt wird dann als Mittelpunkt bzw. Mittellinie der Bollinger Bänder festgelegt, da diese immer auf einem solchen Durchschnitt beruhen. Gleichzeitig ist wichtig zu beachten, dass der Abstand zwischen dem gleitenden Durchschnitt und dem Bollinger Band nicht immer derselbe ist.

Die Berechnung der Bollinger Bänder beruht nämlich ebenfalls auf der aktuellen Volatilität beziehungsweise mathematisch der Standardabweichung des Kurses.

Nimmt die Volatilität zu, so erhöht sich auch der Abstand der Bollinger Bänder zum gleitenden Durchschnitt, nimmt sie ab, ziehen sich die Bender sozusagen zusammen.

Je nach normaler Einstellung der Bollinger Bänder sind immer über 80% (85%) der Kursverläufe innerhalb dieser.

Die die gängigste Einstellung dabei ist ein 20-Kerzen-Durchschnitt als Berechnungsgrundlage und Bollinger Bänder die zwei Standardabweichungen nach oben und unten davon entfernt sind.

Auch wenn so mathematisch 95,7 % aller Daten innerhalb dieses Rahmens sein sollten, lässt sich durch Kursanalyse zeigen, dass es oft bis zu 10 % weniger sind.

Generell lässt sich aber sagen, dass Sie auch selbst durch Ausprobieren die beste Einstellung für sich finden sollten in Bezug auf Zeitraum und Standardabweichungen. Jeder Trader handhabt dies etwas anders, abhängig von Zeitspanne und Methode die er verwendet.

Für wen sind Bollinger Bänder geeignet?

Bollinger Bänder sind ein gern genutztes Tool für Day-Trader, da sie recht technisch sind und auch bei unterschiedlicher Volatilität gut funktionieren. Generell sind Bollinger Bänder ein sinnvolles Tool bei kürzeren Zeitspannen bzw. eher wenig verfügbaren Kerzen im Chart.

Dennoch können Bollinger Bänder auch interessant und sinnvoll für längerfristige Anleger sein. Betrachtet man mehrere Tage Wochen oder sogar auch Monate, können Sie immer noch ein sinnvolles Hilfsmittel darstellen.

Dennoch ist hier Obacht geboten, denn bei zu langen Zeiträumen, wie zum Beispiel Jahren, führt es schnell dazu, dass die Bänder zu steif wirken und so an Aussagekraft verlieren.

Welche Vorhersagen kann ich mit Bollinger Bändern machen?

Bollinger Bänder können eine Vielzahl von Aussagen treffen, darunter die offensichtlichste, dass der Großteil der Kursbewegungen in diesen Bändern stattfindet.

Ebenso wird oft versucht anhand von Bollinger Bändern eine Trendvorhersage zu machen. Diese bezieht sich darauf, dass wenn ein Kurs an ein Bollinger Band stößt, dieser Trend fortgesetzt wird.

In Abbildung zwei haben wir dafür für sie vier Stellen des Kursverlaufs der Apple Aktie markiert. Wie deutlich zu sehen ist, stimmt diese Vorhersage tatsächlich in den meisten fällen.

  • Beim ersten markierten Kreis gab es zunächst einen deutlichen Kursanstieg, welcher an die Grenze des oberen Bollinger Bandes gestoßen ist, daraufhin gab es eine leichte Seitwärts- und anschließende Aufwärtsbewegung, welche weiter den Trend bestätigt.
  • Die zweite Markierung zeigt dies noch deutlicher: hier stößt der Kurs aufgrund einer starken Abwärtsbewegung an das untere Bollinger Band. Auch die daraufhin folgenden Kerzen befinden sich weiterhin stark an der unteren Grenze des Bollinger Bandes. Der Kurs fällt also weiter.
  • Bei der dritten Markierung von links sieht das ganze schon etwas anders aus. Der Kurs steigt zwar stark und berührt das obere Bollinger Band, daraufhin folgt allerdings nur eine weitere starke Kurssteigerung. Anschließend fällt der Kurs wieder leicht ab.
  • Das vierte Beispiel ähnelt stark dem zweiten. Auch hier durchbricht der Kurs durch eine starke Abwärtsbewegung das untere Bollinger Band. Untypischerweise gibt es allerdings danach eine starke Gegenbewegung und erst daraufhin folgend wird der Abwärtstrend weiter bestätigt.

In dieser exemplarischen Analyse zeigt sich also, dass das Bollinger Band durchaus eine gewisse Voraussagekraft hat. Die vorher gezeigten Trends sind in aller Regel jedoch sehr kurzfristig und nicht von langer Dauer. Denn anschließend dreht der Kurs wieder in Richtung gleitendem Durchschnitt.

Eine weitere Vorhersage die gern anhand von Bollinger Bändern getroffen wird bezieht sich auf kurz- bis mittelfristige Trends.

Befindet sich der Kurs an einem der Bollinger Bänder und unter- bzw. überschreitet er danach den gleitenden Durchschnitt, so wird davon ausgegangen, dass sich dieser Trend fortführt.

In Abbildung 3 sind wieder drei solcher Stellen markiert.

  • Bei der ersten Markierung hatte der Kurs zuvor gerade einen Höchststand erreicht und das obere Bollinger Band gekreuzt. Daraufhin ist er unter den gleitenden Durchschnitt gefallen. Hier zeigt sich, dass sich dieser Trend noch deutlich fortgesetzt hat und der Kurs insgesamt über mehrere Kerzen (hier Stunden) deutlich an Wert verloren hat.
  • An der zweiten markierten Stelle sieht das ganze genau andersherum aus. Der Kurs bewegte sich zuvor am unteren Bollinger Band und überschritt mit recht gleichmäßiger Steigung den zwanziger Durchschnitt. Dieser Trend wurde allerdings keineswegs fortgeführt, sondern resultierte in einem Gegentrend, der Kurs fiel anschließend auf ein neues Tief.

Wichtig hierbei zu erwähnen ist, dass sich dieses Verhalten besonders dann erkennen lässt, wenn ein starker Austritt aus dem Bereich zwischen den Bollinger Bändern gegeben ist. Je stärker der Austritt aus diesem Bereich, desto genauer ist meist die Vorhersage.

Mit den Bollinger Bändern können auch noch weitere Vorhersagen oder Strategien gefahren werden, darunter sind:

  • die doppelte Bollinger Band Strategie (DBB) mit zwei unterschiedlichen Paaren von Bollinger Bändern, welche Kauf und Verkaufszonen abbilden
  • Die Bollinger Band Ausbruchsstrategie, welche ebenfalls auf einem Total Return Ansatz basiert
  • Die Bollinger Band Gegentrend Strategie
  • Volatality Breakout Systeme auf Basis von Bollinger Bändern

Die meisten solcher weiterführenden Strategien und Systeme sind mit einer einfachen Google Suche schnell gefunden und bieten für erfahrenerer Anleger noch mehr Möglichkeiten die Bollinger Bänder in ihre persönliche Strategie zu implementieren.

Welche Vorteile haben Bollinger Bänder?

  1. Bollinger Bänder können recht genaue Vorhersagen für kurzfristige (irrationale) Trends machen, wie die exemplarische Analyse oben gezeigt hat.
  1. Ebenso sind Bollinger Bänder unter richtiger Anleitung recht leicht zu verstehen und können auch von wenig erfahrenen Tradern gut verwendet werden.
  2. Als weiteren Indikator bieten Bollinger Bänder eine gute Auskunft über relative Kursschwankungen. Sie können leicht veranschaulichen, ob sich ein Kurs auf einem relativen hoch oder tief befindet.
  1. Einige bekanntere Trader und Analysten wie z.B. die Forex Analystin Kathy Lien nutzen ebenfalls die Bollinger Bänder als Hilfe zur Trendvorhersage.
  1. Auch für erfahrener Anleger bieten die Bollinger Bänder noch weitere Möglichkeiten, diese tiefergehend in ihren Analyseprozess einzubauen, denn aufgrund der langjährigen Geschichte sind Sie zum Glück nicht die ersten, die sich damit in Gänze auseinandersetzen.
  2. Wenn richtig verstanden, können auch solche weitergehenden Strategien und Analysen gute Anhaltspunkte liefern die richtigen Trades einzugehen.
  3. Bollinger Bänder sind eines der ältesten, bekanntesten und meistverwendetsten Analysetools und sind somit in fast jedem Tradingprogramm oder -plattform verfügbar.

Welche Nachteile haben Bollinger Bänder?

  1. Bollinger Bänder können für unerfahrene Trader oft verwirrend sein. Intuitiv könnte man davon ausgehen, dass wenn eine Kerze ein Bollinger Band durchbricht ein sofortiger Gegentrend zu erwarten wäre. Dies ist allerdings eben genau nicht der Fall.Bollinger Bänder sind daher auch eines der am meisten missverstandenen Analyse Tools für Charts.
  1. Je nach Verwendung der Bollinger Bänder können diese zu unverlässlichen Vorhersagen und Verlusttrades führen.
  1. Zudem sind sie auch nur eines von vielen technischen Analysetools und reichen für eine vollständige Betrachtung nicht aus (auch wenn ein gleitender Durchschnitt mit angegeben wird).

Ich empfehle generell sich nicht nur auf technische, mathematische und statistische Analysen von Kursen zu verlassen, sondern auch die menschliche und psychologische Lage an den Börsen tiefergehend zu betrachten.

Fazit

Die Bollinger Bänder werden als Analyse Tool nicht nur von Anfängern, sondern auch von Profis verwendet. Unsere exemplarische Analyse hat gezeigt, dass für kurzfristige Trendvorhersagen die Bollinger Bänder oft recht verlässliche Aussagen treffen können.

Somit empfehlen wir insgesamt die Bollinger Bänder als gute Erweiterung für Ihren Analyse-Tool Belt.

[Notizen: Es sollten rechtliche Hinweise zu möglichen Fehlinvestments gemacht werden. Diese Artikel sind keine Investmentberatung]

Posted: 10.05.2021 | Dawid Siłowacki
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