RSI Indikator

Der RSI Indikator wird von vielen Tradern und Anlegern als Indikator zum Handel verwendet. Viele wissen jedoch nicht genau welche Funktionen er bedienen kann bzw. für welche Voraussagen er zuverlässig ist und für welche nicht. Ich habe heute den RSI genauer für Sie unter die Lupe genommen und gebe Ihnen eine detaillierte Anleitung, wie Sie ihn verwenden können und wie besser nicht.

Der RSI (Relative Strength Index) ist ein Momentum Indikator. Er gibt nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, die relative Stärke im Vergleich zu anderen Werten an, sondern die relative Stärke bezogen auf inhärente Kursschwankungen.

Wie funktioniert der RSI? Wie lese ich ihn?

Auch wenn der RSI einer der populärsten Indikatoren und wohl der populärste Indikator für das Momentum eines Wertes ist, ist die Funktionsweise des RSI dennoch nicht immer ganz so leicht verständlich.

Zuerst einmal ist wichtig zu verstehen, dass der RSI immer zwischen 0 und 100 liegt. Es handelt sich also um einen relativen Wert.

Dieser gibt dabei die aktuelle Stärke oder Schwäche eines Basiswertes an. Verändert sich der Basiswert zunehmend positiv, steigt auch der RSI. Fällt der Basiswert hingegen, fällt auch der RSI.

Dennoch kann es zu Divergenzen kommen. Das bedeutet, dass trotz eines Anstieges im Basiswert, der RSI fällt (genau so auch umgekehrt). Dieses spezielle Verhalten gibt Markthinweise und wird weiter unten in der Divergenzanalyse erläutert.

Auch spielt es eine Rolle auf welchen Zeitraum sich der RSI bezieht. Der Erfinder J. Welles Wilder hat dabei ursprünglich einen Zeitraum von 14 Kerzen betrachtet. Heute sind allerdings auch Spannen von 7, 9 oder 25 Kerzen populär.

Dabei gibt der RSI mehr Signale bei kürzeren Betrachtungszeiträumen, ist also volatiler. Bei länger Betrachtungszeiträumen wird er stabiler, gibt aber auch weniger Kaufs-/Verkaufssignale aus. Gleichzeitig sind diese dann in der Regel zuverlässiger, da weniger schwankungsanfällig.

Welche Vorhersagen lassen sich mit dem RSI machen?

Mit dem RSI lassen sich eine Handvoll Voraussagen machen. Wichtig dabei zu beachten ist, dass keine der Voraussagen immer korrekt ist. Einige Methoden führen zu besseren Vorhersagen als andere.

Insgesamt ist es immer sinnvoll weitere Analysen heranzuziehen und sich nie allein auf den RSI zu verlassen.

Überverkaufter/überkaufter Markt

Eine der wohl beliebtesten Vorhersagen, die mit dem RSI gemacht werden, ist die eines überverkauften bzw überkauften Marktes. Dabei werden meist die Bereiche oberhalb von 70 und unterhalb von 30 betrachtet.

Ein RSI Wert von über 70 weist dann auf einen überkauften Markt hin (also ein Verkaufssignal).
Einen Wert von unter 30 stellt einen überverkauften Markt da (also ein Kaufsignal).

Diese Linien sind in Abbildung 1 dargestellt.

  • Betrachten wir nun die Schnittstellen mit der siebziger Linie, zeigt sich, dass bei der ersten Markierung in Abbildung 1 die Vorhersage weitestgehend zugetroffen hat.
  • Gucken wir uns aber hingegen die zweite markierte Stelle an, wo die RSI Linie wieder über die siebziger Marke klettert, wird er relativ schnell klar, dass es sich hierbei um ein Fehlsignal handelt.
  • Daher wird oft der Austritt aus der siebziger Linie als Verkaufsindikator verwendet. Das wird in unserer Abbildung durch den dritten Kreis deutlich.

Dennoch ist hier das Signal ebenfalls nicht perfekt, die Apple Aktie steigt erst mal noch ein wenig. Gleichzeitig ist dieser Indikator (Austritt) oft zuverlässiger als der Eintritt in den genannten Bereich.

  • Die gleichen Regeln gelten für den Bereich unter 30. In Abbildung 2 wird erkenntlich, dass die erste markierte Stelle des Kurses nach dem RSI ein Kaufsignal darstellt.
  • Ebenso ist zu erkennen, dass wer zu diesem Zeitpunkt gekauft hatte, erst einmal noch etwas warten musste, bis die Aktie wieder über Kaufwert lag.
  • Die zweite markierte Stelle gibt dabei schon einen deutlich zuverlässigeres Kaufsignal ab, hier steigt der Kurs zunächst einmal weiter.

Es zeigt sich also deutlich, dass die Signale des RSI für Kauf und Verkauf (hier abgebildet mit einem RSI bezogen auf 9 Kerzen) nicht immer besonders akkurat sind und nur als Hinweis auf eine mögliche Entwicklung zu verstehen sind.

Natürlich könnten wir die Genauigkeit dieser Signale erhöhen, indem wir den Referenzzeitraum vergrößern, dann hätten wir allerdings auch nicht so viele Signale zu betrachten.

Je nachdem ob ein Day-Trader oder ein Anleger mit längerfristigem Horizont diesen Indikator verwendet, muss auch der Referenzzeitraum entsprechend gewählt werden.

Für einige ist es sinnvoller mehrere Signale zu haben, die dafür nicht so genau sind. Für andere macht es aber durchaus mehr Sinn seltener auf korrektere Signale vertrauen zu können.

Jeder Anleger, der insgesamt diese Signale verwendet, kann auch für sich selbst mit den Schwellenwerten experimentieren.

Für einen überkauften bzw. überverkauften Markt werden zwar in der Regel Grenzen von 70 und 30 angegeben. Diese sind aber keine festgeschriebenen Werte, nur die meistverwendeten.

Es können also beispielsweise auch Grenzen von 75 und 25 Oder sogar gänzlich unterschiedliche wie 25 und 65 verwendet werden, wobei dann natürlich auch keine Kaufs-/Verkaufssymmetrie gegeben ist. In diesem Fall wären die Werte dann eher auf den Verkauf ausgerichtet.

Markttrend mit RSI 50er Linie

Warum das zuvor beschriebene Verkaufssignal zuverlässiger war als der RSI wieder unter 70 gefallen ist (im Vergleich zur Steigung über 70), lässt sich mit der Voraussage für den Markttrend des RSI teilweise erklären.

In Abbildung 3 ist die fünfziger Linie des RSI rot markiert. Diese wird oft als Trendsignal verwendet. Das bedeutet, dass wenn der RSI über diese Linie steigt, befindet sich in unserem Fall die Apple Aktie in einem Aufwärtstrend.

Analog, wenn der RSI unter 50 fällt, ist die Apple Aktie in einem Abwärtstrend.

Ist der RSI also beispielsweise unter 30 gefallen und steigt danach langsam wieder über die dreißiger Marke, lässt sich ein Aufwärtstrend beobachten. Der RSI steuert in Richtung 50 zu, der Wert ist aber dennoch überverkauft.

  • Bei einer genaueren Betrachtung der Abbildung 3 zeigt sich, dass dies häufig nur bei einer gleichzeitigen Bewegung in den entsprechenden Bereich gilt.
  • Liegt der RSI über 50 und steigt weiter, ist auch die Apple Aktie in einer Aufwärtsbewegung. Fällt er dennoch aus diesem Bereich unter 50, ist die Aktie selbstverständlich auch in einer Abwärtsbewegung.
  • Interessant wird es erst, wenn der RSI sich längere Zeit relativ gleich bleibend im Bereich über 50 aufhält, wie in der Mitte der Abbildung zwischen dem 21. und der Mitte des 22. Aprils zu sehen.
  • In diesem Bereich ist der RSI weniger volatil, ständig jedoch über 50 und es zeigt sich auch anhand der Apple Aktie, dass diese dort stetig an Wert gewinnt.

Auch hier gilt der gleiche Hinweis: der RSI ist weniger volatil bei größeren Betrachtungszeitraum und macht genauere Vorhersagen auch besonders bezogen auf den Markttrend.

Ebenso wichtig ist, dass diese Vorhersage vor allem in trendorientierten Märkten eindeutiger ist, in seitwärtigen Märkten sind die Vorhersagen ebenfalls ungenauer.

Divergenzanalyse

Die Divergenzanalyse bezieht sich auf einen Kursverlauf des Basiswertes der entgegengesetzt zu dem des RSI ist. Dann entstehen bärische und bullische Divergenzen.

RSI Indikator

Dies wird in Abbildung 4 deutlich.

  • Hier ist der Trend der Apple Aktie leicht positiv, gleichzeitig ist der Trend des RSI leicht negativ. Diese bärische Divergenz weist auf einen möglichen Kursverlust hin.
  • In unserem Fall tritt dieser tatsächlich kurz ein, worauf hin aber die Aktie weiter steigt.

Solche Divergenzanalysen sollen auf Trendwenden hinweisen, in den übermäßige Bewegung nach unten oder nach oben dargestellt werden.

Hierbei ist besonders zu beachten, dass diese Analyse eher als eine Art Hilfsmittel zu verstehen ist, denn wer sich rein auf die Divergenzanalyse verlässt, geht oft ein hohes Risiko ein.

Der Markt befindet sich (noch) im entgegen gerichteten Trend und kann, wie erfahrener Anleger wissen, auch noch für einige Zeit irrational bleiben. Eine Trendwende ist zwar wahrscheinlicher, hängt aber an der Börse von deutlich mehr Faktoren ab.

Gerade bei Leerverkäufen, die ein potentiell unbegrenztes Verlustrisiko haben, ist es besonders wichtig, sich nicht nur auf einen Indikator zu verlassen.

Kombination mit anderen Indikatoren

In Kombination mit anderen Indikatoren wird der RSI noch einmal deutlich aussagekräftiger. Gerne wird er in Zusammenhang mit einem gleitenden Durchschnitt verwendet.

  1. Dafür wird ein gleitender Durchschnitt auf den RSI angewendet. In diesem Fall auch häufig mit einem größeren Betrachtungszeitraum wie beispielsweise 20, 50 oder sogar 100.
  2. Durch die Betrachtung des gleitenden Durchschnittes wird die Volatilität des RSI eingedämmt und die Voraussagen sind ebenfalls wieder zuverlässiger.
  3. Zusätzlich lassen sich Kreuzungspunkte erkennen, welche auch auf Trendwenden hinweisen können. Bei dieser Methode macht es allerdings häufig mehr Sinn zwei verschiedene gleitende Durchschnitte auf den RSI anzuwenden und deren Kreuzungspunkte zu betrachten.

Ein Beispiel hierfür wäre ein gleitender Durchschnitt mit einem Betrachtungszeitraum von 20 Kerzen und ein gleitender Durchschnitt mit einem Betrachtungszeitraum von 50 Kerzen, beide angewandt auf denselben RSI.

Die Schnittpunkte von jenen beiden gleitenden Durchschnitten sind gemeint.

Auch für diese Methode mit gleitendem Durchschnitt gilt wieder, dass die Signale zu Trendwenden häufig erst dann Ziel führend sind, wenn der Markt eindeutig trendbasiert ist. In seitwärtigen Märkten führt diese Betrachtung meist zu vielen Fehlsignalen.

Selbstverständlich lässt sich der RSI auch mit anderen Indikatoren zusammen kombinieren, was auch nur dringend empfohlen werden kann für eine tiefergehendere Analyse.

Erst das Zusammenspiel von verschiedenen Indikatoren und dem fundierten Wissen des Anlegers kann für eine höhere Gewinnwahrscheinlichkeit sorgen.

Verlassen Sie sich niemals nur auf Indikatoren, sondern betrachten Sie auch das Instrument selbst, sowie den Markt, äußerer Einflussfaktoren und natürlich der Börsenpsychologie.

Wäre die Börse rein mathematisch zu erklären, wäre Mathe der populärste aller Studiengänge und nicht etwa BWL…

lässt sich der RSI berechnen?

Der RSI ist recht leicht zu berechnen, wobei er sich im Graph immer auf eine festgelegte Anzahl von Kerzen bezieht. Wie oben bereits beschrieben ist das in der Regel 14. Der RSI berechnet sich dann wie folgt für den jeweiligen Betrachtungszeitraum:

RSI = 100 * Durchschnitt Werte positiver Kerzen / (Durchschnitt der Werte positiver Kerzen + Durchschnitt der Werte negativer Kerzen)

Mit Durchschnitt ist hier das arithmetische Mittel gemeint, also die einzelnen Werte der Kerzen addiert, geteilt durch die Anzahl dieser.

Eine weitere Variante zur Berechnung des RSI ist der Cutler RSI. Dieser ist im Gegensatz zum standardmäßigen RSI nicht abhängig vom Startzeitpunkt, gibt abgesehen davon aber ansonsten die gleichen Werte aus.

Da der RSI aber ein recht standardmäßiger Indikator ist, ist er in fast allen Trading Programm mit wenigen Mausklicks hinzuzufügen und muss zum Glück nicht mehr per Hand berechnet werden.

[Notizen: Es sollten rechtliche Hinweise zu möglichen Fehlinvestments gemacht werden. Diese Artikel sind keine Investmentberatung]

 

Posted: 8.05.2021 | Dawid Siłowacki
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