Der Kauf von unterbewerteten Aktien ist eine beliebte Methode für jegliche Art von Anleger geworden. Dabei stellen sich allerdings Fragen wie „Wann ist eine Aktie überhaupt unterbewertet?“ oder „Wo finde ich unterbewertete Aktien?“
In diesem Artikel möchten wir auf die verschiedensten Aspekte von unterbewerteten Aktien eingehen und Ihnen einen Überblick darüber geben, wann eine solche Strategie funktioniert und wann sie für Sie sinnvoll ist.
2021 ist ein besonders interessantes Jahr, um nach unterbewerteten Aktien zu suchen. Die Börsen erholen sich aus der Pandemie, der Trend geht wieder hin zum Bullenmarkt. Trotzdem sind die Aktienwerte bereits auf einem Höchststand.
Die Coronakrise hat einige Prozesse beschleunigt. So ist auch deutlicher geworden, welche Aktien zuvor unterbewertet waren und im Zuge der Krise gestiegen sind.
Darunter sind viele Technologiekonzerne, so wie Zoom, aber auch Unternehmen, die nachhaltig die Wirtschaft und unser Konsumverhalten verändern, wie Amazon.
Ebenfalls hat die Krise deutlich gemacht, welche Bedürfnisse der Verbraucher in einer modernisierten Welt hat und welche Dinge langsam aus der Mode kommen.
Ob es in den nächsten Jahren weitere Pandemien geben wird oder nicht, darüber sind sich Experten uneinig. Bill Gates allerdings warnt bereits vor der nächsten Pandemie und ist damit nicht allein.
So kann es auch durchaus sinnvoll sein, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Denn ein Unternehmen ist immer dann unterbewertet, wenn
Dabei ist es immer wichtig den Abzinsungsfaktor zu betrachten. Denn Gewinne von 1 Million € in einem Jahr haben eine größere Bedeutung als Gewinne in Höhe von 1 Million € in fünf Jahren.
Nicht nur sind diese Gewinne in einer halben Dekade meist deutlich ungewisser, sie haben dann zudem durch Inflationseffekte einen geringeren realen Wert.
Durch die Inflation können mit 1 Million € heute mehr Güter gekauft werden, als in fünf Jahren (sofern der Preis durch eine Produktivitätssteigerung oder andere Faktoren nicht sinkt).
Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, um eine unterbewertete Aktie zu erkennen. Dabei ist es wichtig, das Grundkonzept im Auge zu behalten. Unterbewertet bedeutet, dass der Aktienkurs unter dem inhärenten Wert liegt.
Die Frage „Woran erkenne ich unter bewertete Aktien?“ sollte also eigentlich lauten „Wie erkenne ich den inneren Wert?“ Um den inneren Wert eines Unternehmens zu bestimmen gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten.
Wer sich schon einmal mit dem An- und Verkauf von Unternehmen beschäftigt hat oder in irgendeiner Weise damit zu tun hatte, kennt vermutlich auch schon einige Methoden, um diesen Wert zu ermitteln.
Das gängigste Verfahren dabei ist das Ertragswertverfahren. Hierbei geht es darum, wie oben beschrieben die prognostizierten Gewinne unter Berücksichtigung anderer Faktoren, wie Risiko darzustellen.
In einigen Foren werden auch einfache Indikatoren wie das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), der Verschuldungsgrad oder auch die Eigenkapitalrendite des Unternehmens zur Einschätzung einer Unterbewertung eingesetzt.
Diese Methoden sind prinzipiell auch nicht falsch, geben aber oft ein trügerisches Bild ab. Das liegt daran, dass prinzipiell natürlich erst einmal jedes Unternehmen anders ist und auch jede Branche.
Zudem zeigen einzelne Indikatoren oft nur einen kleinen Teil des Gesamtausschnittes und sind daher einzeln betrachtet meist irreführend.
Auch bei einer gesamtheitlichen Betrachtung von vielen Indikatoren, wird das Bild zwar klarer, aber auch andere weiche Faktoren wie Unternehmenskultur oder Führungsstil bleiben aus.
Diese zusätzlichen Parameter sind also eine gute Hilfestellung und können gegebenenfalls das Bild vervollständigen, reichen aber an sich nicht aus.
Wann und unter welchen Bedingungen besonders häufig unterbewertete Aktien zu finden sind, hängt viel mit der Börsenpsychologie zusammen.
Anleger sind Menschen und Menschen sind nicht rein-rationale Wesen, sondern reagieren oft emotional.
So durchläuft die breite Masse von Anlegern in einem Boom und einer Krise meistens die gleichen Emotionen.
Dieser Zyklus wiederholt sich immer und immer wieder. Dabei sind an der Spitze des Zyklus die Aktien oft deutlich überbewertet und in der Depression oft unterbewertet.
Dass dies nicht immer gleich sein muss hat uns die Coronakrise 2020 gezeigt. Obwohl einige Kurse eingebrochen sind, gab es trotzdem viele Unternehmen, welche weiterhin hoch bewertet wurden und zunehmend im Kurs stiegen.
Daher ist auch hier Vorsicht geboten: Nicht jede Depression und jeder Kurseinbruch bedeutet zwingend, dass ein Unternehmen unterbewertet ist.
Es kann sogar der gegenteilige Fall eintreten.
Das gleiche gilt allerdings auch andersherum. In Märkten, die bereits hochstehen, und Unternehmen, welche bereits deutlich an Kurs zugelegt haben, können diese trotzdem unterbewertet sein.
Solche Szenarien treffen oft auf Technologiekonzerne zu, welche beispielsweise mit einem Impfstoff Milliarden von Menschen erreichen können oder durch den Einsatz einer neuen Technik das Potenzial haben, eine gesamte Industrie über den Haufen werfen.
Ein Beispiel dafür wären selbstfahrende Autos bzw. Lastwagen. Das Unternehmen, welches als erste selbstfahrende Lastwagen einführt, kann ohne Fahrer die Hälfte an Kosten sparen und hat so einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber etablierten Speditionsunternehmen, welche auf Lastwagen mit Fahrer setzen.
Nachrichten haben ebenfalls einen starken Einfluss auf die Börse. Gibt es beispielsweise schlechte Neuigkeiten über Unternehmen A, so hat dies oft mit einem Kursrückgang zu rechnen.
Das macht soweit auch Erst mal Sinn. Oft geschieht dieser Vorgang allerdings irrational. Hier ein Beispiel:
Die meisten Anleger gehen jetzt wie folgt vor:
Hierbei sind zwei entscheidende Denkfehler passiert:
Dieses Beispiel ist selbstverständlich nur exemplarisch und jedes Ereignis und Kurs stellt sich anders dar.
Dennoch ist das Prinzip immer das gleiche. Schlechte Nachrichten werden häufig überbewertet, nicht nur auf ein einzelnes Unternehmen bezogen, aber auch auf Branchen oder die gesamte Wirtschaft.
Somit sind also schlechte Nachrichten für den erfahrenen Anleger oft gute Nachrichten. Hier findet er unterbewertete Unternehmen, die er kaufen kann.
Um ein unterbewertetes Unternehmen als ein solches zu identifizieren, ist es wichtig, das Unternehmen ganzheitlich zu betrachten und sich nicht nur auf einzelne Indikatoren zu verlassen.
Unterbewertete Unternehmen werden oft in vermeintlich schlechten Zeiten gefunden. Schlechte Zeiten sind für Profi-Anleger also gar nicht immer so schlecht.