Unterbewertete Aktien 2021

Der Kauf von unterbewerteten Aktien ist eine beliebte Methode für jegliche Art von Anleger geworden. Dabei stellen sich allerdings Fragen wie „Wann ist eine Aktie überhaupt unterbewertet?“ oder „Wo finde ich unterbewertete Aktien?“

In diesem Artikel möchten wir auf die verschiedensten Aspekte von unterbewerteten Aktien eingehen und Ihnen einen Überblick darüber geben, wann eine solche Strategie funktioniert und wann sie für Sie sinnvoll ist.

Unterbewertete Aktien 2021

Was sind unterbewertete Aktien?

2021 ist ein besonders interessantes Jahr, um nach unterbewerteten Aktien zu suchen. Die Börsen erholen sich aus der Pandemie, der Trend geht wieder hin zum Bullenmarkt. Trotzdem sind die Aktienwerte bereits auf einem Höchststand.

Die Coronakrise hat einige Prozesse beschleunigt. So ist auch deutlicher geworden, welche Aktien zuvor unterbewertet waren und im Zuge der Krise gestiegen sind.

Darunter sind viele Technologiekonzerne, so wie Zoom, aber auch Unternehmen, die nachhaltig die Wirtschaft und unser Konsumverhalten verändern, wie Amazon.

Ebenfalls hat die Krise deutlich gemacht, welche Bedürfnisse der Verbraucher in einer modernisierten Welt hat und welche Dinge langsam aus der Mode kommen.

Ob es in den nächsten Jahren weitere Pandemien geben wird oder nicht, darüber sind sich Experten uneinig. Bill Gates allerdings warnt bereits vor der nächsten Pandemie und ist damit nicht allein.

So kann es auch durchaus sinnvoll sein, einen Blick in diese Richtung zu werfen. Denn ein Unternehmen ist immer dann unterbewertet, wenn

  1. die Aussichten für Wachstum und Gewinn den heutigen Preis übersteigen und nicht
  2. wenn der heutige Preis unter dem heutigen Wert liegt. Dies könnte man zwar auch als unterbewertet kategorisieren, spielt aber für das Investieren keine Rolle, da die Investments selbst immer auf die Zukunft ausgerichtet sind. Wenn also beispielsweise ein Unternehmen zwar heute einen geringeren Aktienkurs hat, als es an diesem Tag insgesamt wert ist, dennoch aber die Wachstums- und Gewinnaussichten schlecht sind für die folgenden Jahre, so muss das Unternehmen bei weitem nicht unterbewertet sein. Ganz im Gegenteil, ein solches Unternehmen könnte sogar noch überbewertet sein.

Dabei ist es immer wichtig den Abzinsungsfaktor zu betrachten. Denn Gewinne von 1 Million € in einem Jahr haben eine größere Bedeutung als Gewinne in Höhe von 1 Million € in fünf Jahren.

Nicht nur sind diese Gewinne in einer halben Dekade meist deutlich ungewisser, sie haben dann zudem durch Inflationseffekte einen geringeren realen Wert.

Durch die Inflation können mit 1 Million € heute mehr Güter gekauft werden, als in fünf Jahren (sofern der Preis durch eine Produktivitätssteigerung oder andere Faktoren nicht sinkt).

Unterbewertete Aktien 2021

Woran erkenne ich unterbewertete Aktien?

Es gibt eine Vielzahl unterschiedlicher Faktoren, um eine unterbewertete Aktie zu erkennen. Dabei ist es wichtig, das Grundkonzept im Auge zu behalten. Unterbewertet bedeutet, dass der Aktienkurs unter dem inhärenten Wert liegt.

Die Frage „Woran erkenne ich unter bewertete Aktien?“ sollte also eigentlich lauten „Wie erkenne ich den inneren Wert?“ Um den inneren Wert eines Unternehmens zu bestimmen gibt es wiederum mehrere Möglichkeiten.

Wer sich schon einmal mit dem An- und Verkauf von Unternehmen beschäftigt hat oder in irgendeiner Weise damit zu tun hatte, kennt vermutlich auch schon einige Methoden, um diesen Wert zu ermitteln.

Das gängigste Verfahren dabei ist das Ertragswertverfahren. Hierbei geht es darum, wie oben beschrieben die prognostizierten Gewinne unter Berücksichtigung anderer Faktoren, wie Risiko darzustellen.

Weitere Faktoren

In einigen Foren werden auch einfache Indikatoren wie das KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis), der Verschuldungsgrad oder auch die Eigenkapitalrendite des Unternehmens zur Einschätzung einer Unterbewertung eingesetzt.

Diese Methoden sind prinzipiell auch nicht falsch, geben aber oft ein trügerisches Bild ab. Das liegt daran, dass prinzipiell natürlich erst einmal jedes Unternehmen anders ist und auch jede Branche.

Zudem zeigen einzelne Indikatoren oft nur einen kleinen Teil des Gesamtausschnittes und sind daher einzeln betrachtet meist irreführend.

Auch bei einer gesamtheitlichen Betrachtung von vielen Indikatoren, wird das Bild zwar klarer, aber auch andere weiche Faktoren wie Unternehmenskultur oder Führungsstil bleiben aus.

Diese zusätzlichen Parameter sind also eine gute Hilfestellung und können gegebenenfalls das Bild vervollständigen, reichen aber an sich nicht aus.

Wann erscheinen Unterbewertungen für Aktien?

Wann und unter welchen Bedingungen besonders häufig unterbewertete Aktien zu finden sind, hängt viel mit der Börsenpsychologie zusammen.

Anleger sind Menschen und Menschen sind nicht rein-rationale Wesen, sondern reagieren oft emotional.

Der emotionale Kreislauf

So durchläuft die breite Masse von Anlegern in einem Boom und einer Krise meistens die gleichen Emotionen.

  • Erst sind sie noch optimistisch, irgendwann euphorisch und gierig, bis die Kurse einfallen.
  • Dann bricht Angst und Panik aus und viele verkaufen ihre Aktien.
  • Am Boden der Depression gibt es wieder neue Hoffnungen und die Kurse fangen wieder langsam an zu steigen.

Dieser Zyklus wiederholt sich immer und immer wieder. Dabei sind an der Spitze des Zyklus die Aktien oft deutlich überbewertet und in der Depression oft unterbewertet.

Dass dies nicht immer gleich sein muss hat uns die Coronakrise 2020 gezeigt. Obwohl einige Kurse eingebrochen sind, gab es trotzdem viele Unternehmen, welche weiterhin hoch bewertet wurden und zunehmend im Kurs stiegen.

Daher ist auch hier Vorsicht geboten: Nicht jede Depression und jeder Kurseinbruch bedeutet zwingend, dass ein Unternehmen unterbewertet ist.

Es kann sogar der gegenteilige Fall eintreten.

  • Wird ein Unternehmen von einer Krise getroffen, und Umsätze und Gewinne sinken, so sinkt auch meist die Aktie.
  • Wenn sich in dieser Krise herausstellt, dass das Geschäftsmodell des Unternehmens nicht zukunftsfähig ist und daher in absehbarer Zeit auch nicht mehr wirtschaftlich rentabel sein wird, so können die Aktien des Unternehmens auch noch nach einem drastischen Kursverfall überbewertet sein.
  • Denn ändert das Unternehmen nicht seine Strategie, wird es in absehbarer Zeit zahlungsunfähig sein und kein Geschäft mehr betreiben.

Das gleiche gilt allerdings auch andersherum. In Märkten, die bereits hochstehen, und Unternehmen, welche bereits deutlich an Kurs zugelegt haben, können diese trotzdem unterbewertet sein.

Solche Szenarien treffen oft auf Technologiekonzerne zu, welche beispielsweise mit einem Impfstoff Milliarden von Menschen erreichen können oder durch den Einsatz einer neuen Technik das Potenzial haben, eine gesamte Industrie über den Haufen werfen.

Ein Beispiel dafür wären selbstfahrende Autos bzw. Lastwagen. Das Unternehmen, welches als erste selbstfahrende Lastwagen einführt, kann ohne Fahrer die Hälfte an Kosten sparen und hat so einen enormen Wettbewerbsvorteil gegenüber etablierten Speditionsunternehmen, welche auf Lastwagen mit Fahrer setzen.

Unterbewertete Aktien 2021

Die Nachrichten

Nachrichten haben ebenfalls einen starken Einfluss auf die Börse. Gibt es beispielsweise schlechte Neuigkeiten über Unternehmen A, so hat dies oft mit einem Kursrückgang zu rechnen.

Das macht soweit auch Erst mal Sinn. Oft geschieht dieser Vorgang allerdings irrational. Hier ein Beispiel:

  • Unternehmen A hat eine Klage aufgrund von Verletzung von Patentrechten bekommen.
  • Ist der Kläger erfolgreich, so verliert Unternehmen A sein Kerngeschäft, welches 80 % der Einnahmen einbringt.
  • Der Kläger hat zudem in vielen Punkten recht und könnte den Fall gewinnen.

Die meisten Anleger gehen jetzt wie folgt vor:

  1. Sie lesen die Nachrichten und kalkulieren mit starken Kurseinbrüchen von Unternehmen A.
  2. Sie sehen, dass der Kurs bereits gefallen ist, was sie noch stärker dazu verleitet auch ihre eigenen Aktien zu verkaufen.
  3. Schluss endlich verkaufen Sie ihre Aktien.

Hierbei sind zwei entscheidende Denkfehler passiert:

  1. Der Anleger hat die Klage sofort im Kopf und visualisiert, dass der Kläger Recht bekommt. Der Anleger geht bewusst oder unbewusst davon aus, dass der Geschäftsbereich einbricht und mit ihm das Unternehmen. Das ist nicht ganz richtig, denn eine Klage bedeutet nicht direkt, dass der Kläger Recht bekommt, auch wenn er viele gute Argumente vorbringen kann.Oft haben gerade große Unternehmen deutlich fähigere Anwälte und können in vielen Fällen solche Klagen abwehren. Für große Unternehmen gehören Klagen sowieso meist zum Alltagsgeschäft mit dazu. Der zweite Grund ist, dass sich eine solche Klage über mehrere Jahre, wenn nicht sogar in extremen Fällen über zehn Jahre erstrecken kann. In dieser Zeit können schon ganz andere Dinge mit dem Unternehmen passiert sein. Es kann den Geschäftsbereich bereits von sich aus aufgegeben, gewechselt oder verkleinert haben oder auch einen neuen profitablen Zweig aufgebaut haben.
  2. Der zweite große Fehler, den unser Anleger im Beispiel gerade begeht, ist eine emotionale Reaktion. Er sieht, dass bereits einige andere Anleger ihre Aktien verkauft haben und der Kurs gefallen ist. Da der Mensch ein Herdentier ist, bekommt auch er Angst, dass der Kurs weiter fallen könnte und verkauft im Gefecht seine Aktien.Dass er dabei bereits nach einigen Verlusten verkauft (im Vergleich zum vorherigen Kursstand), ist ihm nicht direkt bewusst, da er das Risiko für unverhältnismäßig groß einschätzt. Aufgrund von Angst, dass der Kurs weiter fällt, verkauft er also. So verkauft er die Aktie zu einem schlechten Kursstand, denn einige Monate später, nachdem die Klage wieder in Vergessenheit geraten ist, steigt der Kurs wieder an.

Dieses Beispiel ist selbstverständlich nur exemplarisch und jedes Ereignis und Kurs stellt sich anders dar.

Dennoch ist das Prinzip immer das gleiche. Schlechte Nachrichten werden häufig überbewertet, nicht nur auf ein einzelnes Unternehmen bezogen, aber auch auf Branchen oder die gesamte Wirtschaft.

Somit sind also schlechte Nachrichten für den erfahrenen Anleger oft gute Nachrichten. Hier findet er unterbewertete Unternehmen, die er kaufen kann.

Fazit

Um ein unterbewertetes Unternehmen als ein solches zu identifizieren, ist es wichtig, das Unternehmen ganzheitlich zu betrachten und sich nicht nur auf einzelne Indikatoren zu verlassen.

Unterbewertete Unternehmen werden oft in vermeintlich schlechten Zeiten gefunden. Schlechte Zeiten sind für Profi-Anleger also gar nicht immer so schlecht.

Posted: 28.05.2021 | Dawid Siłowacki
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