Volatilität wird von vielen Anlegern als Kenngröße zu Risiken verwendet. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede in der Anwendung und einige Anleger missverstehen diese Größe auch. Was Sie zu beachten haben und wofür Volatilität gut ist, erfahren Sie in diesem Artikel.
Volatilität ist eine mathematische Kenngröße und gibt die Schwankungen in einem Markt an. Es wird zwischen impliziter und expliziter Volatilität unterschieden.
Volatilität ist wie bereits beschrieben eine Größe um Schwankungen anzugeben.
Die explizite Volatilität beschreibt die tatsächlichen historischen Schwankungen. Sie gibt an, in welchem Maß der Markt von der üblichen Entwicklung abgewichen ist über einen bestimmten Zeitraum.
Wie sie berechnet wird, ist unter „Wie wird die Volatilität berechnet?” beschrieben.
Dennoch ist die explizite Volatilität nur bedingt aussagekräftig. Die vergangene Entwicklung des Marktes muss nicht zwingend der zukünftigen entsprechen. Hierfür wird die implizite Volatilität herangezogen.
Die implizite Volatilität gibt die von Markteilnehmern erwartete Volatilität an. Dabei werden für alle großen Märkte die implizite Volatilität in Indizes angegeben.
Für den Dax war das beispielsweise bis 2016 der VDAX, welcher daraufhin durch den VDAX-NEW abgelöst wurde.
Die Berechnung dieser Volatilitäsindizes kann je nach Index leicht unterschiedlich ausfallen, da es sich hier im Gegensatz zur expliziten Volatilität um Prognosen für die Zukunft handelt.
Ebenfalls sind die angegeben Zeiträume oft anders. So bezieht sich der VDAX-NEW auf die Dax-Optionen, welche für die nächsten 30 Tage gehandelt werden. Der Vorgänger bezog sich auf einen Zeitraum von 45 Tagen.
Für kurzfristige Spekulationen werden ebenfalls Datensätze wie Bollinger-Bänder oder die Average True Range zur Vorhersage von möglichen Marktschwankungen herangezogen.
Die Volatilität selbst ist ein recht neutraler Datenpunkt. Denn was viele neue Anleger oft missverstehen, gibt die Volatilität nicht nur das Risiko an, sondern auch die möglichen Chancen die ein Markt bietet.
Liegt die implizite Volatilität als beispielsweise bei 20%, gehen Markteilnehmer an den Terminmärkten davon aus, dass sich der Kurs im gehandelten Zeitraum um 20% verändern kann – und das nach unten oder nach oben.
Die Volatilität ist außerdem essenziell für eine gesunde Marktdynamik. Ohne sie würden Werte einfach jedes Jahr gleich steigen, alle Anleger hätten die gleiche Rendite – was natürlich weit von der Realität entfernt ist.
Ein weiterer oft vernachlässigter Faktor ist der mathematisch prognostizierte Gewinn, der nicht nur von der erwarteten Rendite, sondern auch von der Volatilität abhängt.
Hier ein Beispiel zur Erläuterung:
Woran das liegt? Verliert eine Aktie die Hälfte ihres Wertes, muss sie nicht um 50% wieder zulegen um zum Ausgangswert zu kommen, sondern um 100%. Bei voraussichtlich gleicher Zunahme bzw. Abnahme in Prozent ergibt sich so über lange Sicht ein Verlust.
Für weitere Berechnungen empfehle wir diese Website.
Was ist allerdings eine hohe Volatilität? Und was gilt als niedrig?
In der Vergangenheit waren die großen amerikanischen Aktienindizes generell weniger volatil als die vergleichbaren europäischen. In den vergangenen Jahrzehnten lag die Volatilität Übersee in der Regel zwischen 15%-25%, in Europa bei 20%-30%.
Des Weiteren gelten verbrauchernahe Aktien als weniger volatil im Vergleich zu reinen Tech-Aktien. Ebenso ist der Anleihenmarkt weniger volatil als der Aktienmarkt.
Was also eine hohe und was eine niedrige Volatilität ist, hängt also vom Markt, beziehungsweise vom Instrument ab. Hierbei ist es immer lohnenswert einen Blick auf die explizite Volatilität zu werfen um zu sehen, ob der Markt schwankungsanfälliger geworden ist oder nicht.
Wenn für Sie die Volatilität eine wichtige Kenngröße für ihr zukünftiges Investment darstellt, sollten Sie auf jeden Fall die in Betracht gezogenen Instrumente hin auf ihre implizite und explizite Volatilität vergleichen, sowie auch deren zugrundeliegende Märkte.
Da es sich bei der expliziten Volatilität um eine feste mathematische Größe, bei der Impliziten jedoch nur um eine Prognose handelt, werden beide unterschiedlich berechnet.
Bei der expliziten Volatilität wird zwischen Varianz und Standardabweichung unterschieden. Dabei wird im wirtschaftlichen Kontext in der Regel die Volatilität gleich der Standardabweichung gesetzt. Die Varianz ist deren Quadrant. Es gilt also:
(1) Volatilität = Standardabweichung
(2) Standardabweichung² = Varianz
Um nun die Volatilität eines Index zu Berechnen, muss erst die Varianz berechnet werden. Dies wird in der Regel jährlich gemacht. Es wird das Quadrat aus jährlicher Wertentwicklung minus die durchschnittliche Wertänderung genommen. Aus diesen Werten wird der Mittelwert (arithmetisches Mittel) gebildet. Also:
(3) Varianz = (erste Wertänderung – durchschnittliche Änderung)² + (zweite
Wertänderung – durchschnittliche Änderung)² + … + (letzte Wertänderung –
durchschnittliche Wertänderung)² / Gesamtzahl der Werte
Jetzt nur noch die Wurzel ziehen und Sie erhalten die explizite Volatilität.
Für die implizite Volatilität gibt es keine feste Formel wie bei der Expliziten. Auch ist die Berechnung oft nicht so simpel wie bei der historischen Volatilität.
Teils werden komplexe Optionspreismodelle, wie zum Beispiel das Black-Scholes-Modell herangezogen. Wenn Sie kein mathenahes Studienfach hatten, empfehlen wir diese Berechnung den Experten zu überlassen.
Vergleichen Sie dennoch gerne verschiedene Werte für implizite Volatilität, um ein besseres Verständnis über die verschiedenen Prognosen zu erlangen.
[Notizen: Es sollten rechtliche Hinweise zu möglichen Fehlinvestments gemacht werden. Diese Artikel sind keine Investmentberatung]